Trommelfeuer, Sperrfeuer, Gardinenfeuer, Minen, Gas, Tanks, Maschinengewehre,
Handgranaten - Worte, Worte, aber sie umfassen das Grauen der Welt.
Unsere Gesichter sind verkrustet, unser Denken ist verwüstet, wir
sind todmüde; - wenn der Angriff kommt, müssen manche mit den
Fäusten geschlagen werden, damit sie erwachen und mitgehen; - die
Augen sind entzündet, die Hände zerrissen, die Knie bluten,
die Ellbogen sind zerschlagen.
Vergehen Wochen - Monate - Jahre? Es sind nur Tage. - Wir sehen die Zeit
neben uns schwinden in den farblosen Gesichtern der Sterbenden, wir löffeln
Nahrung in uns hinein, wir laufen, wir werfen, wir schießen, wir
töten, wir liegen herum, wir sind schwach und stumpf, und nur das
hält uns, daß noch Schwächere, noch Stumpfere, noch Hilflosere
da sind, die mit aufgerissenen Augen uns ansehen als Götter, die
manchmal dem Tode entrinnen können.
In den wenigen Stunden der Ruhe unterweisen wir sie. "Da, siehst
du den Wackeltopp? Das ist eine Mine, die kommt! Bleib liegen, sie geht
drüben hin. Wenn sie aber so geht, dann reiß aus! Man kann
vor ihr weglaufen."
Wir machen ihre Ohren scharf auf das heimtückische Surren der kleinen
Dinger, die man kaum vernimmt, sie sollen sie aus dem Krach herauskennen
wie Mückensummen; - wir bringen ihnen bei, daß sie gefährlicher
sind als die großen, die man lange vorher hört. Wir zeigen
ihnen, wie man sich vor Fliegern verbirgt, wie man den toten Mann macht,
wenn man vom Angriff überrannt wird, wie man Handgranaten abziehen
muß, damit sie eine halbe Sekunde vor dem Aufschlag explodieren;
- wir lehren sie, vor Granaten mit Aufschlagzündern blitzschnell
in Trichter zu fallen, wir machen vor, wie man mit einem Bündel Handgranaten
einen Graben aufrollt, wir erklären den Unterschied in der Zündungsdauer
zwischen den gegnerischen Handgranaten und unseren, wir machen sie auf
den Ton der Gasgranaten aufmerksam und zeigen ihnen die Kniffe, die sie
vor dem Tode retten können.
Sie hören zu, sie sind folgsam - aber wenn es wieder losgeht, machen
sie es in der Aufregung meistens doch wieder falsch.
Haie Westhus wird mit abgerissenem Rücken fortgeschleppt; bei jedem
Atemzug pulst die Lunge durch die Wunde. Ich kann ihm noch die Hand drücken;
- "is alle, Paul", stöhnt er und beißt sich vor Schmerz
in die Arme.
Wir sehen Menschen leben, denen der Schädel fehlt; wir sehen Soldaten
laufen, denen beide Füße weggefetzt sind; sie stolpern auf
den splitternden Stümpfen bis zum nächsten Loch; ein Gefreiter
kriecht zwei Kilometer weit auf den Händen und schleppt die zerschmetterten
Knie hinter sich her; ein anderer geht zur Verbandstelle, und über
seine festhaltenden Hände quellen die Därme; wir sehen Leute
ohne Mund, ohne Unterkiefer, ohne Gesicht; wir finden jemand, der mit
den Zähnen zwei Stunden die Schlagader seines Armes klemmt, um nicht
zu verbluten, die Sonne geht auf, die Nacht kommt, die Granaten pfeifen,
das Leben ist zu Ende.
Doch das Stückchen zerwühlter Erde, in dem wir liegen, ist gehalten
gegen die Übermacht, nur wenige hundert Meter sind preisgegeben worden.
Aber auf jeden Meter kommt ein Toter.
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