Die Auswirkungen der Revolution und der Eroberungen Napoleons in Deutschland (1789-1813) (2)

Kleine Zeittafel
1794  Französische Soldaten besetzen
         das Rheinland
.
1797  Heinrich Heine in Düsseldorf
         geboren

1799  Staatsstreich Napoleons
         ("18. Brumaire")
1804  Napoleon Kaiser der Franzosen
1805  Napoleon besiegt Österreich
1806  Napoleon besiegt Preußen und
         ordnet Deutschland neu.

1808  Napoleon begegnet Goethe.
         ("Voilà un homme !")
1812  Napoleon kann Russland nicht
         besiegen und verliert seine
         Armee.
1813  Völkerschlacht bei Leipzig
1814  Deutsche Soldaten sind in Paris

Die Bedeutung der französischen Revolution
Die Französische Revolution hatte große Rückwirkungen auf Europa. Sehr schnell verbreiteten sich ihre neuen Ideen. Frankreich führte Krieg, um diese Ideale zu „exportieren“. In vielen europäischen Ländern erwachten als Echo auf die revolutionären Vorgänge patriotische Bewegungen. Napoleons Kaiserreich kann auch als Versuch einer gewaltsamen Einigung Europas gedeutet werden.
Auf der Negativseite der Revolution steht das durch sie bewirkte Aufbrechen des Nationalismus. Positiv wiederum war die Vereinheitlichung von Maßen und Gewichten sowie die Schaffung einer neuen Rechtsprechung („Code Napoléon“), welche in den von Frankreich besetzten Ländern eingeführt wurde. Politische Auseinandersetzungen stehen seit 1789 im Zeichen der Begriffe „Volk“, „Vaterland“, „Nation“ und „Freiheit des Einzelnen“. Die alten sozialen Bindungen und Abhängigkeiten lösten sich auf, und ihr Verschwinden erleichterte den Aufstieg des Kapitalismus.
(nach "Europäisches Geschichtsbuch", Klett-Verlag, p. 283)

Ich bitte dich, lieber Leser, halte mich nicht für einen unbedingten Bonapartisten; meine Huldigung gilt nicht den Handlungen, sondern nur dem Genius des Mannes. Unbedingt liebe ich ihn nur bis zum achtzehnten Brumaire – da verriet er die Freiheit.
Heinrich Heine: Reisebilder. Dritter Teil. Reise von München nach Genua, 1830 - (1831 geht Heine nach Paris ins Exil)
unbedingt - inconditionnel(lement) / die Huldigung - hommage / die Handlung l'action / verraten - trahir


Heinrich Heine
gemalt von Oppenheim (1831)

Die Grenadiere (1816)
Nach Frankreich zogen zwei Grenadier',
Die waren in Russland gefangen.
Und als sie kamen ins deutsche Quartier,
Sie ließen die Köpfe hangen.

 

Da hörten sie beide die traurige Mär:
Dass Frankreich verlorengegangen,
Besiegt und zerschlagen das große Heer –
Und der Kaiser, der Kaiser gefangen.

Da weinten zusammen die Grenadier'
Wohl ob der kläglichen Kunde.
Der eine sprach: »Wie weh wird mir,
Wie brennt meine alte Wunde!«

Der andre sprach: »Das Lied ist aus,
Auch ich möcht mit dir sterben,
Doch hab ich Weib und Kind zu Haus,
Die ohne mich verderben.«

»Was schert mich Weib, was schert mich Kind,
Ich trage weit bessres Verlangen;
Lass sie betteln gehn, wenn sie hungrig sind –
Mein Kaiser, mein Kaiser gefangen!

Gewähr mir, Bruder, eine Bitt':
Wenn ich jetzt sterben werde,
So nimm meine Leiche nach Frankreich mit,
Begrab mich in Frankreichs Erde.

Das Ehrenkreuz am roten Band
Sollst du aufs Herz mir legen;
Die Flinte gib mir in die Hand,
Und gürt mir um den Degen.


So will ich liegen und horchen still,
Wie eine Schildwach', im Grabe,
Bis einst ich höre Kanonengebrüll
Und wiehernder Rosse Getrabe.


Dann reitet mein Kaiser wohl über mein Grab,
Viel Schwerter klirren und blitzen;
Dann steig ich gewaffnet hervor aus dem Grab –
Den Kaiser, den Kaiser zu schützen!«

(Heinrich Heine: Buch der Lieder.)

Was ist aber diese große Aufgabe unserer Zeit?
Es ist die Emanzipation. Nicht bloß die der Irländer, Griechen, Frankfurter Juden, westindischen Schwarzen, sondern es ist die Emanzipation der ganzen Welt, vor allem Europas, das mündig geworden ist und sich jetzt losreißt von dem eisernen Gängelbande der Bevorrechteten, der Aristokratie.
Jede Zeit hat ihre Aufgabe, und durch die Lösung derselben rückt die Menschheit weiter. Die frühere Ungleichheit war vielleicht notwendig; jetzt aber empört sie die zivilisierten Herzen. Die Franzosen, das Volk der Gesellschaft, hat diese Ungleichheit am tiefsten erbittert, sie haben die Gleichheit zu erzwingen gesucht, indem sie die Häupter derjenigen, die durchaus hervorragen wollten, gelinde abschnitten, und die Revolution ward ein Signal für den Befreiungskrieg der Menschheit.
Lasst uns die Franzosen preisen! sie sorgten für die zwei größten Bedürfnisse der menschlichen Gesellschaft, für gutes Essen und bürgerliche Gleichheit; in der Kochkunst und in der Freiheit haben sie die größten Fortschritte gemacht. (nach Heinrich Heine: Reisebilder. Dritter Teil.)