Der
Führer der Unabhängigkeitsbewegung und spätere Staatspräsident
von Tansania, Julius Nyerere, erinnert 1956 in einer Rede vor der
UNO an die Kolonialzeit:
"Fünfzehn Jahre lang, von 1885 bis 1900 kämpfte mein
Volk mit Pfeil und Bogen, mit Speeren und Keulen, Messern und rostigen
Musketen, verzweifelt, um die Deutschen aus unserem Land herauszuhalten.
Im Jahre 1905 versuchte mein Volk erneut, und nun zum letzten Mal,
in dem berühmten Maji-Maji-Aufstand die Deutschen aus dem Lande
zu treiben. Die Deutschen mit der ihnen eigenen Härte zerschlugen
die Erhebung und metzelten dabei 120.000 Menschen nieder." |
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Wie werden Kolonien gegründet?
- Da die Reichsregierung
unter Bismarck die Kolonisierung 1884 noch ablehnt, sammeln Privatleute,
wie der spätere Reichskommissar Carl Peters,
Geld von Adligen und Industriellen und kaufen, unter
Einsatz von Tauschobjekten (wie Waffen), aber auch mit Gewalt,
große Mengen Land. Sie erwerben auch Hoheitsrechte
(Ausbeutung von Bergwerken etc., Zölle, Steuern, Justiz und
Verwaltung).
- Unter dem
Druck der Kolonial-Lobby gibt das Deutsche Reich nach einiger
Zeit den Kolonisatoren Schutzbriefe und schickt
Soldaten nach Afrika, um die wirtschaftlichen Interessen der Deutschen
zu schützen. (Das offizielle Wort für Kolonie ist "Schutzgebiet".)
- Ab 1888
werden erste Aufstände der Afrikaner in Ost- und Südwestafrika,
manchmal unter dem Vorwand der Bekämpfung der Sklaverei,
blutig unterdrückt. Zwei Ereignisse vor hundert Jahren, der
Maji-Maji-Aufstand in Ostafrika (ungefähr 300 000
Tote) und der Herero-Aufstand in Südwest-Afrika (ungefähr
70% dieser Volksgruppe sind umgekommen), sind der furchtbare Höhepunkt
dieser Kolonialpolitik.
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Begründungen
für den Kolonialismus:
1) Ein politisches Argument: Um die wichtige Rolle des eigenen
Landes in der Welt zu beweisen, braucht man Kolonien. Die Kolonien
werden als militärische Stützpunkte benutzt.
2) Ein rassistisch-nationalistisches Argument: Mit der eigenen,
angeblich «höheren Kultur» rechtfertigt man die Annexion
anderer Länder. (Sozialdarwinismus)
3) Ein ökonomisches Argument: Man behauptet, die rapide
Zunahme der Bevölkerung Deutschlands verursache Nahrungsmittelknappheit,
Arbeitslosigkeit, die Stärkung der Arbeiterbewegung. Man besetzt
andere Länder, um neue Absatzmärkte zu schaffen. So sollen
Krisen im eigenen Land vermieden werden.
4) Ein religiöses Argument: Missionare sollen das Christentum
in die Kolonien bringen. |
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